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Hannover Messe 2017: Intelligente Roboter und lernfähige Maschinen

Den Nutzen der Digitalisierung erlebbar machen war das Versprechen der diesjährigen Hannover Messe. Vor allem Innovationen wie intelligente Roboter, lernfähige Maschinen und vernetzte Energiesysteme waren der Publikumsmagnet.

Die Veranstalter sind mit der Entwicklung der Industriemesse in Hannover in diesem Jahr sehr zufrieden. „Mehr Besucher, mehr Internationalität, mehr Lösungen“, lautete das positive Fazit von Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG. „In den vergangenen fünf Messetagen war Hannover die Welthauptstadt von Industrie 4.0. Alle an der Digitalisierung der Industrie beteiligten Branchen zeigten Lösungen für die aktuell wichtigste Frage der Industrie: Wie mache ich mein Unternehmen fit für die digitale Zukunft? Damit stärkt die Hannover Messe ihre Position als weltweiter Entscheider-Treff.“

Unter dem Motto „Integrated Industry – Creating Value“ wurde der Nutzen von Industrie 4.0 thematisiert. Dabei war die Rolle des Menschen in der vernetzten Fabrik eines der wichtigsten Themen. Das Partnerland Polen unterstrich die Bedeutung der engen Zusammenarbeit in Europa und empfahl sich als innovativer Partner für die weltweite Industrie. Die Besucherzahl stieg von 217.000 (2015) auf  225.000, von denen mehr als 75.000 aus dem Ausland kamen. Unter den Top-Herkunftsländern waren China (9.000), Niederlande (6.200), Indien (5.300), Polen (5.000 Besucher) sowie die USA mit 3.000 Besuchern, dem Partnerland im Vorjahr. „Diese beeindruckende Zahl belegt, dass die internationalen Entscheider erkannt haben, dass sie nur auf der Hannover Messe einen umfassenden Blick auf die Entwicklung im Bereich Industrie 4.0 erhalten“, so Köckler.

„Die Hannover Messe war eine Leistungsschau des Maschinenbaus par excellence: Industrie 4.0 ist kein Testfeld mehr, sondern die konkrete Umsetzung der Digitalisierung zum Nutzen der Anwender“, erklärte Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des VDMA. „Und die Messe war auch ein Beleg für die gute Stimmung in unserer Industrie: Wir haben die technischen Lösungen für die großen Herausforderungen der Menschheit, und wir spielen im internationalen Hannover 2017 sprechen.“  Dr. Klaus Mittelbach, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, urteile ähnlich positiv:  „Industrie 4.0 erklimmt binnen kürzester Zeit neue Entwicklungsstufen, die die Hannover Messe als erste abbildet. Und sie versendet eine klare Botschaft: Die Digitalisierung braucht eine europäische Identität. Die vor uns liegende Aufgabe lautet, die Digitalunion jetzt zu realisieren.“

Kollaborative Roboter verändern Arbeitsweise in Fabriken

Eine neue Roboter-Generation stand ganz besonders im Rampenlicht. Cobots, kollaborative Roboter, werden die Arbeitsweise in der Fabrik grundlegend verändern. Durch Vernetzung, künstliche Intelligenz, neuartige Sensoren und intuitive Bedienung können sie unmittelbar mit dem Menschen zusammenarbeiten, selbstständig lernen und sich gegenseitig Anweisungen geben. „In den Robotik-Hallen war das Interesse gigantisch. Cobots sind nicht nur für Großkonzerne spannend, auch viele kleine und mittelständische Unternehmen haben sich auf der  über diese neuen Helfer informiert“, ist Köckler überzeugt.

Präsentierten in den vergangenen Jahren die Hersteller vor allem Sensortechnik zur Vernetzung der Maschinen, standen in diesem Jahr Plattformlösungen im Fokus. Konkret geht es dabei um die Vernetzung der gesamten Produktion sowie die Datensammlung und Auswertung über Cloud-basierte Systeme. „Der Trend zum sogenannten digitalen Zwilling in der Produktion eröffnet den Industrieunternehmen ganz neue Möglichkeiten“, erklärte Köckler. Wenn schon im virtuellen Raum getestet werden kann, ob etwa eine neue Fertigungsstraße funktioniert, lassen sich Produkte schneller und damit preiswerter auf den Markt bringen.

KMUs sind nicht auf die Digitalisierung vorbereitet

Zahlreiche aktuelle Studien von Beratungshäusern kommen zu der Einschätzung, dass kleine und mittlere Unternehmen auf die Digitalisierung noch nicht vorbereitet sind. Nach Ansicht von Köckler zeichnete die diesjährige Hannover Messe dank der vielen Zulieferunternehmen ein anderes Bild: „Diese Unternehmen sind dabei, ihre Prozesse zu digitalisieren und sich mit ihren Partnern zu vernetzen, weil Sie wissen, dass ihre Kunden – beispielsweise aus der Automobilbranche – eine lückenlose digitale Nachverfolgung aller Teilstücke erwarten.“ Ein weiteres Beispiel war die Salzgitter AG, die mit ihrem neuen Auftritt auf der Hannover Messe zeigte, wie das Thema Industrie 4.0 und Digitalisierung das eigene Selbstverständnis verändert und welche Lösungen bereits heute im Unternehmen eingesetzt werden.

Wie bereits im vergangenen Jahr präsentieren sich mehr als 150 junge Firmen und Startups im Bereich „Young Tech Enterprises“ mit potenziellen Investoren, Kunden und Partnern. Sie zeigten beispielsweise Speicher für erneuerbare Energienetze, Bedienungssysteme für Augmented Reality oder Mini-Windkraftwerke für Autos und Züge: „Der Startup-Bereich hat sich prächtig entwickelt. Wir sind zuversichtlich, dass viele von ihnen im kommenden Jahr mit einem eigenen Stand den Sprung auf die Hannover Messe wagen“, sagte Köckler.

Ein weiteres Thema auf der Messe waren die Energiesysteme der Zukunft. Im Mittelpunkt standen neue Speichertechnologien, wie zum Beispiel serienreife Elektrolyse-Stacks, die Wasserstoff-Lösungen bereits heute zu einer günstigen Alternative machen. Auch im Bereich Solartechnologie präsentierten mehrere Aussteller neue Ansätze, unter anderem hauchdünne, biegsame Solarfolien, die auch bei wenig Licht Strom produzieren und so neue Einsatzmöglichkeiten bieten.

Die Hannover Messe im kommenden Jahr wird vom  23. bis 27. April 2018 stattfinden, Partnerland wird dann Mexiko sein.

Autor: Stefan Girschner